R.C. Schwinges u.a. (Hrsg): Gesandtschafts- und Botenwesen

Cover
Titel
Gesandtschafts- und Botenwesen im spätmittelalterlichen Europa.


Herausgeber
Schwinges, Rainer C.; Klaus Wriedt
Reihe
Vorträge und Forschungen 60
Erschienen
Ostfildern 2003: Jan Thorbecke Verlag
Anzahl Seiten
407 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Eberl Immo

Die Frühjahrstagung des Konstanzer Arbeitskreises für mittelalterliche Geschichte 2001 war dem Thema des Bandes gewidmet, der die Vorträge nun im Druck vorlegt und durch den Beitrag von Thomas Riis zu Nordeuropa erweitert ist. Die Einführung der Herausgeber verdeutlicht die Stellung des diplomatischen Verkehrs für die politischen Beziehungen zwischen den europäischen Mächten des Spätmittelalters. In der deutschsprachigen historischen Forschung ist diesem Thema bislang wenig Raum gewidmet worden. Die elf Beiträge des Bandes gehen auf vier verschiedene Gesichtspunkte ein: die Personen, die Örtlichkeiten, die Sprachen sowie die Formalien und das Zeremoniell. In jedem dieser Punkte sind eine Reihe weiterer Aspekte gebündelt. Der Band ist aber weniger den politischen Inhalten und Gegenständen als den handelnden Personen, den Formen und der Praxis der Tätigkeit der Gesandten und Boten gewidmet. Doch wird auch die Praxis des Spätmittelalters an unterschiedlichen Fällen und Verhandlungspartnern verdeutlicht. Dabei ergeben sich viele Ansätze zu vergleichender Betrachtung. Einleitend in den Band steht ein Beitrag über die lateinische Sprache als Medium mündlicher Diplomatie (Thomas Haye). Latein war die gemeinsame Schriftsprache Europas, dazu neutral und als kuriale Sprache auch allgemein bekannt. Der Beitrag «Die päpstlichen Legaten im 14. und 15. Jahrhundert» (Werner Maleczek) steht neben einem Beitrag über die byzantinische Diplomatie auf der Suche nach Hilfe gegen die Türken (Klaus-Peter Matschke). Englands Gesandte nach Frankreich und zur Hanse (Arnd Reitemeier) werden ebenso vorgestellt wie das skandinavische Gesandtschaftswesen (Thomas Riis), die diplomatische Kommunikation zwischen Venedig und Kaiser Maximilian I. (Christina Lutter), das Gesandtschaftswesen des Alten Reiches und des Reichstages (Paul-Joachim Heinig), das westeuropäische Geleit (Martin Kintzinger) und das Botenwesen Berns und Boten und Gesandte zu den eidgenössischen Tagsatzungen (Klara Hübner, Andreas Würgler). Die beiden letztgenannten Beiträge werden vor allem in der Schweiz auf Interesse stossen. Das Fazit der Tagung von Peter Johanek wird am Ende des Bandes dahingehend gezogen, dass sich eine fragmentarische Zusammenschau ergibt, die aber dennoch die wesentlichen Aspekte des Gesandtschaftsund Botenwesens erfasst. Die dargestellten Fallbeispiele vom späten 13. bis zum frühen 16. Jahrhundert haben eine Reihe verfassungsmässig verschiedener Länder mit ihren diplomatischen Gepflogenheiten einander gegenübergestellt und ermöglichen damit einen sehr guten vergleichenden Überblick. Damit ist ein wertvoller Anfang für die Behandlung eines lange Zeit kaum beachteten Themas gegeben, der in Zukunft fortgesetzt werden sollte.

Zitierweise:
Immo Eberl: Rezension zu: Gesandtschafts- und Botenwesen im spätmittelalterlichen Europa. Hg. von Rainer C. Schwinges und Klaus Wriedt (Vorträge und Forschungen, Band 60). Ostfildern, Jan Thorbecke Verlag, 2003. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 55 Nr. 2, 2005, S. 245-246.

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Zuerst veröffentlicht in

Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 55 Nr. 2, 2005, S. 245-246.

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